Bornaer Neonazis an dem Überfall am 1. Mai in Weimar beteiligt Am 1. Mai überfielen etwa 40 Neonazis eine DGB-Kundgebung im thüringischen Weimar. Die Rechten störten die Veranstaltung, an der laut Stadtverwaltung rund 200 Menschen teilnahmen, zunächst mit Rufen und Plakaten mit unter anderem ausländerfeindlichen Inhalten.
Anschließend betraten einzelne Angreifer_innen die Bühne, attackierten die Redner_innen, entrissen ihnen das Mikrofon und skandierten rechte Parolen, bis ihnen der Strom abgeschaltet wurde. Schließlich verließen die Nazis den Markt in Richtung eines nahe gelegenen Parkhauses, wo sie zuvor ihre Autos abgestellt hatten. Dort konnten 27 der Angreifer_innen von der Polizei gefasst werden. Mittlerweile ist bekannt, dass es sich um 22 Männer und 5 Frauen im Alter von 18 bis 35 Jahren aus Sachsen, Brandenburg, Hessen und Thüringen handelt. Neben Fahnen der NPD-Jugendorganisation “Junge Nationaldemokraten“ ist auf veröffentlichten Fotos außerdem eine schwarze Fahne mit der Aufschrift „Borna“ zu sehen. Damit ist klar, dass an diesem gewalttätigen Übergriff auch Nazis aus der Kreisstadt beteiligt gewesen sein müssen.
Razzien bei Bornaer Mitgliedern der Oldschool Society Fünf Tage später, am 6. Mai fanden bundesweite Razzien gegen die sogenannte Neonazi-Vereinigung „Oldschool Society“ (OSS) statt. Dabei wurden drei Männer und eine Frau, welche der Führungsriege der Gruppe zugeordnet werden, festgenommen. Sie sollen Anschläge auf Moscheen und Unterkünfte für Geflüchtete geplant haben. Zwei der Hausdurchsuchungen, bei denen unter anderem pyrotechnische Gegenstände mit großer Sprengkraft gefunden wurden, fanden dabei auch in Borna statt: Bei dem 39-jährigen Markus W., sowie bei der 22-jährigen Denise Vanessa G.. W., der die Position des Vizepräsidenten der Gruppierung innehatte, soll außerdem Mitglied in der verbotenen „Kameradschaft Aachener Land“ gewesen sein und war später dann in dem Neonazi-Zusammenschluss namens „Kameradschaft und Loyalität“ (K.u.L.) aktiv. Diese Gruppe trat bereits im Oktober 2010 öffentlich in Erscheinung, als ein Mitglied der K.u.L. an der Ermordung des Irakers Kamal K. in Leipzig beteiligt war. Presseangaben zufolge hat sich die Oldschool Society im November 2014 in Borna offiziell gegründet. Auch danach fanden hier immer wieder Parties der Gruppe, welche bundesweite Kontakte ins gewaltbereite Neonazi- und Hooliganmilieu pflegt, statt. Nach Angaben der LVZOnline soll ein Angriff auf eine Unterkunft für Geflüchtete bei Borna unmittelbar bevor gestanden haben.
Notwendigkeit des Protests – Legida kommt nach Borna In den vergangenen Jahren hatte es mehr und mehr den Anschein gemacht, dass es um die rechten Strukturen im Landkreis Leipzig mittlerweile etwas ruhiger geworden ist – Zwar wurden immer wieder vereinzelte Vorfälle öffentlich, wie beispielsweise der Angriff auf die Notunterkunft für Geflüchtete in der Silvesternacht vergangenen Jahres in Borna. Aber dennoch bei weitem nicht mit der Häufigkeit, wie vor einigen Jahren, als noch das sogenannte 'Freie Netz Borna Geithain' aktiv und der geschichtsrevisionistische 'Gedächtnisstätte e.V.' in der Stadt ansässig waren (einen guten Überblick über rechte Vorfälle in Borna bietet das Projekt 'chronik.LE').
Der Angriff in Weimar sowie das Bekanntwerden der Anschlagspläne des OSS aber machen nun zwei Sachen deutlich: Einerseits wie gut aktive Neonazis aus dem Landkreis Leipzig offensichtlich überregional, auch in andere Bundesländer vernetzt sind. Andererseits wird hier weiterhin einmal mehr ersichtlich, mit welcher Gewaltbereitschaft und Rücksichtslosigkeit sie ihren politischen Gegner_innen gegenüber treten. Das Ereignis am 1. Mai und die Hausdurchsuchungen am 6. Mai zeigen, dass antifaschistische Arbeit in Borna und Umgebung heute noch genauso notwendig ist wie eh und je. Es muss jeden Tag aufs Neue unter Beweis gesetzt werden, dass menschenverachtende Einstellungen hier wie überall nichts zu suchen haben! Eine Möglichkeit hierfür ist es beispielsweise, gegen eine geplante Veranstaltung des rechtspopulistischen Legida-Bündnisses offen zu protestieren, welches, wie die islamfeindliche und nationalistische Bürgerinitiative 'Borna wehrt sich' am 4.5. auf ihrer Facebook-Seite verkündete, für eine Veranstaltung in die Kreisstadt kommen wird. Eine Demonstration oder Kundgebung des Pegida-Ablegers darf nicht unbeachtet vonstatten gehen!