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Unser langfristiges Ziel ist es, dass diese Angriffe nicht mehr stattfinden.

Draußen im Schatten sitzen drei Personen mit einem Laptop an einem Tisch.

Erneute Pressemitteilung nach rechtsmotiviertem Angriff auf den Verein

Trotz des mit Steinen und Buttersäure verübten Anschlags auf das Büro von Bon Courage e.V. in der Nacht zum 04. Mai 2016 konnte die wöchentliche Beratung des Vereins bereits zwei Tage danach ohne Probleme stattfinden, indem selbige einfach ins Freie verlagert wurde. Auch wenn der Verein sich angesichts der Unterstützung und Hilfe überwältigt zeigt, sehen die Sprecherinnen des Vereins weiter Handlungsbedarf.

Außer den Holzplatten vor den Fenstern der Büroräume des Vereins Bon Courage e.V. zeugte am Freitag, dem 06. Mai, nichts von den am Mittwochmorgen verübten Angriffen. Die wöchentlich angebotene Beratung von Geflüchteten fand kurzerhand im Freien bei strahlendem Sonnenschein statt. Und wie jede Woche waren zahlreiche Menschen erschienen, um sich bei Übersetzungen, Anträgen, Briefen und vielem mehr Unterstützung einzuholen. „Die Entscheidung, die Beratung auf die Straße zu verlegen, haben wir ganz bewusst getroffen“, kommentiert Vereinsmitglied Sandra Münch den Freitag rückblickend. „Wir wollten ein öffentliches Zeichen setzen, dass wir uns so leicht nicht einschüchtern lassen und dass uns der Anschlag in unserem Handeln noch mehr bekräftigt. Denn was diese Leute erreichen wollen, ist, dass die Geflüchteten von der Gesellschaft isoliert werden. Umso wichtiger ist es, diese Ausgrenzung nicht zuzulassen. „Dass der Verein ohne Beirrung weitermacht, hatte dieser noch am selben Tag bekräftigt und erhielt dafür zahlreiche Unterstützungsbekundungen im Internet und im direkten Gespräch.

Draußen im Schatten sitzen drei Personen an einem Tisch. Ein Mann sitzt auf einem Stuhl und auf dem Stuhl neben sich hat er seinen Rucksack abgestellt. Ihm gegenüber sitzt eine Frau mit weißen Shirt und einer schwarzen Strickjacke drüber auf einer Bank und neben ihr ein Mann mit Kaputzenshirt. Sie scheint gerade etwas vor ihr liegendes zu lesen, das aber von einem Laptop, der halb zu geklappt auf dem Tisch steht, verdeckt wird. Die Situation erinnert an eine Beratungssituation. Auf den Pflastersteinboden liegen verteilt Kirschblüten. Allgemein wirkt es sehr frühlingshaft. Am rechten Rand im Hintergrund sind Stuhlreihen aufgestellt, wo zwei Personen sitzen, die aber von der auf dem Stuhl sitzenden PErson verdeckt wird.
Weil die Beratung aufgrund des Buttersäure-Gestanks einige Zeit nicht in den Räumlichkeiten stattfinden konnte, wurde sie kurzerhand nach draußen vor das Büro verlegt.

Die Anteilnahme an den Folgen des Angriffs mit Steinen und Buttersäure reichte weit über die Grenzen Bornas hinaus und verhalf dem Träger des Sächsischen Integrationspreises von 2011 somit zu noch größerer Bekanntheit. Laut Vereinsinformationen drückte sich diese Anteilnahme bereits auch in Spendenzahlungen von mehreren Hundert Euro aus. Angesichts dieser Entwicklung hat der Angriff sein Ziel der Einschüchterung wohl deutlich verfehlt.

Nichtsdestotrotz sehen die Verantwortlichen im Verein die derzeitige gesellschaftliche Situation sehr kritisch: „Es stimmt uns mehr als nachdenklich, dass nahezu jede Woche mindestens ein weiterer Angriff stattfindet, der sich gegen Geflüchtete richtet“, so Sandra Münch. „Die Täter und Täterinnen wähnen sich in einem gesellschaftlichen Klima der Zustimmung – sie fühlen sich als Speerspitze einer vermeintlichen ‘Volksbewegung’, die mit Anschlägen wie dem genannten das in die Tat umsetzt, was viele denken.“ Die RAA Sachsen – Opferberatung hatte erst vor kurzem ihre Statistik für das Jahr 2015 veröffentlicht. Darin spricht sie für den Landkreis Leipzig von einem Anstieg der rechtsmotivierten und rassistischen Straftaten um 180 Prozent. Mit 56 Angriffen im Jahr 2015 wird der Landkreis als ein „Schwerpunkt der Gewalt“ neben Dresden, Leipzig und der Sächsischen Schweiz bezeichnet. Für den Verein ist eine härtere Strafverfolgung deshalb nur eine kurzfristige Lösung: „Unser langfristiges Ziel ist es nicht die Straftaten härter zu verfolgen. Unser langfristiges Ziel ist es, dass diese Angriffe nicht mehr stattfinden. Dafür aber bedarf es eines gesellschaftlichen Konsens, dass Menschenverachtung in all ihren Formen nicht toleriert wird.“ Gerade diesen Konsens gilt es laut dem Verein aber stärker zu formulieren und zu leben. Für Bon Courage e.V. gehört zu diesem das selbstbewusste Einschreiten gegen Rassist*innen und Faschist*innen im Alltag und in den Parlamenten – sei es durch klare Positionierung in Gespräche oder durch direkte Unterstützung von Betroffenen; was ganz klar nicht dazu gehört sind Anbiederungsversuche an die AfD wie jene durch Mike Möhrung in Thüringen oder der CDU-Fraktion in Sachsen-Anhalt. „Es liegt nahe, dass u.a. die AfD durch ihre gegen Geflüchtete gerichtete Stimmungsmache dazu beiträgt, dass sich die Täter von Angriffen auf Geflüchtete oder auf Einrichtungen wie der unsrigen im Recht fühlen“, formuliert die studierte Erziehungswissenschaftlerin Sandra Münch ihre Kritik an der neu-rechten Partei AfD.

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