Fahrt in das ehemalige Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau
Nach zwei ausführlichen Vorbereitungstreffen, in denen darüber gesprochen wurde, was jede*r für sich selbst von der Fahrt erwartete und in denen vor allem viel Wissen übermittelt wurde, fuhren 25 junge Menschen – Mitglieder unseres Vereins Bon Courage e.V. und Außenstehende – in den polnischen Ort Oświęcim.
Unser Hauptziel lag dabei im Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz, dessen Stammlager direkt im Ort liegt. In der Nacht auf Donnerstag, den 20. März 2008 fuhren wir von Borna aus los und erreichten am frühen Morgen des selben Tages die „Internationale Jugendbegegnungsstätte” in der Sandra, Hauptinitiatorin der Fahrt, für knapp ein Jahr freiwillig gearbeitet hatte. Nachdem sich alle ein wenig von der anstrengenden Busfahrt erholt hatten, besuchten wir das erste Mal das Stammlager unter Leitung unseres Guides für die nächsten zwei Tage: Frau Ewa Pasterak. Sie führte uns erst durch die Ausstellungen, in denen der Aufbau des Lagers, das Leben und die Vernichtung ausführlich dokumentiert wurden. Auch zeigte sie uns besondere Stellen des Lagers wie den Block 11 oder die erste Gaskammer, die gebaut wurde. Am Abend wurde dann der erste Tag ausgewertet und rückblickend betrachtet, wobei alle ein sehr positives und beeindrucktes Resümee abgaben.
Der zweite Tag begann mit einer sehr emotionalen Multimedia-Doku über den Block 11 – den „Todesblock”. Doch so viel Zeit blieb gar nicht, um überhaupt zu realisieren, was wir in den letzten Stunden gesehen hatten, denn nach dem Mittag fuhren wir mit dem Bus zum absoluten Tiefpunkt der Menschheit – Auschwitz Birkenau. Wieder informierte uns Frau Pasterak über den Aufbau, den Transport, die Selektion. Nachdem es schon dunkel wurde, bestieg die Gruppe wieder den Bus und fuhr zurück zur Begegnungsstätte.
Der 22. März 2008 sollte schließlich eine Steigerung und auch den intensiven Höhepunkt der Berührung mit diesem Thema darstellen. So besichtigten wir die Ausstellung eines Künstlers, der in abschreckenden, aber dennoch faszinierenden Bildern, auf seine Weise die Erlebnisse verarbeitete, die er als Häftling in Auschwitz durchlebte. Professor Josef Tischner sagte mal über diese Ausstellung: „Ich war einige Male in Auschwitz, ich bin durch Birkenau gegangen. Aber nirgendwo habe ich dort gesehen, was ich in dieser Ausstellung sah. So ist meine Reaktion: das wirkliche Auschwitz ist hier. Und das ist eigentlich alles, was ich sagen kann: das wirkliche Auschwitz ist hier.” Dementsprechend waren auch unsere Eindrücke und Emotionen nach der Besichtigung. Am Nachmittag sollte dann ein Gespräch mit einem Häftling folgen, der sieben Konzentrationslager überlebte – eines davon war Auschwitz. Herr T. Sobolewicz wirkte dabei von Anfang an sehr sympathisch auf uns und alle hatten sehr großen Respekt vor seiner Person und brachten ihm sehr viel Aufmerksamkeit und Interesse entgegen. Vieles seiner Lebensgeschichte schockierte uns sehr, so dass in manchen Gesichtern absolute Ratlosigkeit zu sehen war und Staunen, welchen Lebenswillen dieser Mann selbst im hohen Alter noch in sich trug.
Um die Opfer dieses Terrors auf unsere Weise und in unserem Namen zu ehren beschlossen wir mit Blumen und Kerzen an die Erschießungsmauer des Block 11 zu gehen und diese dort nieder zu legen. Herr Sobolewicz begleitete uns dabei. Während wir an diesem Ort schwiegen, verlas Jan noch ein selbst geschriebenes Gedicht, welches viele unserer Fragen in Worte fasste und uns aus der Seele sprach. Tief berührt gingen wir schließlich zurück zur Begegnungsstätte, wo wir in einer letzten abschließenden Reflexionsrunde unsere Gedanken versuchten zu formulieren und auszutauschen.
Der nächste Tag sollte schließlich dazu dienen die Fahrt etwas abzurunden und sich von Oswiecim zu verabschieden. So führte uns durch den Ort und zeigte uns wichtige Stellen des jüdischen Lebens bevor die Nazis eben jenes zerstörten.
Danach ging es schließlich mit dem Bus nach Krakau, wo wir in einem sehr schönen Hostel übernachtet haben, nachdem wir den Abend in lustiger und geselliger Runde ausklingen ließen und uns etwas Luft und Abwechslung zum doch sehr nahe gehenden Thema Auschwitz zu verschafften. Am nächsten Tag folgte schließlich eine Stadtführung durch Krakau, in der wir uns u.a. die Reste des jüdischen Ghettos anschauten, sowie eine Apotheke, in der eine Ausstellung über das Leben innerhalb des Ghettos untergebracht war. Am Abend brachen wir schließlich wieder nach Borna auf, wo wir am sehr frühen Morgen des 25. März 2008 ankamen.
Insgesamt kann mensch sagen, dass diese Fahrt für jeden eine absolute Bereicherung darstellte, da ganz neue und tiefer gehende Informationen gewonnen werden konnten. So sind die Eindrücke, die auch noch Tage und Wochen nach der Fahrt bestehen, besonders auch der ausgezeichneten und detailverliebten Organisation zu verdanken.
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