Zum Inhalt springen

Gedenkstättenfahrt 2014

Fahrt in das ehemalige Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau

Vom 21. bis 27. April 2014 organisierte Bon Courage e.V. zum nunmehr sechsten Mal, eine Gedenkstättenfahrt nach Auschwitz und Krakau. Diese Fahrt brachte insgesamt 20 Jugendliche und junge Erwachsene sowie sieben Teamer*innen in das polnische Städtchen Oświęcim – welches durch das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz und Auschwitz-Birkenau bekannt ist – sowie nach Krakau.

Eine Gruppe von etwa 25 Menschen ist von hinten fotografiert, wie sie halb kreisförmig, aber doch wild durcheinander da stehen. Alle blicken zu der Frau die zugewandt zu ihnen steht und eine große dunkle Sonnenbrille steht. Die Menschen tragen alle lange Hosen, manche haben ein kruzes Shirt an, andere etwas langärmliges drüber gezogen. Es ist sonnig. Eine Teilnehmerin hält sich als Lichtblende ihre Hand an die Stirn. Hinter der Gruppe ist der Ansatz eines Wachturms aus Holz sowie eher mitte links zwei Informationstafelns. Ansonsten ist von der Umgebung außer grün und einem Weg nicht viel zu erkennen.
Die Teilnehmer*innen bei dem Besuch des ehemaligen Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau.

Das Programm umfasste Führungen über die verschiedenen Geländeabschnitte des ehemaligen Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz und Auschwitz-Birkenau – zweifelsohne das Sinnbild der nationalsozialistischen Vernichtung – aber auch den Freiraum, sich individuell die auf dem ehemaligen Lagergelände des Stammlagers befindlichen „Länderpavillons” anzuschauen, die das Schicksal der Opfer nationalsozialistischer Verfolgung und Vernichtung je nach ihrem Herkunftsland in den Fokus rücken. Eines dieser Schicksale wurde hierbei vertiefend in Form eines Zeitzeugengesprächs aufgegriffen, in dessen Verlauf der ehemalige KZ-Häftling Ignacy Arthur Krasnokucki von Verfolgung, Ghettoisierung und dem Überlebenskampf im Konzentrationslager sowie auf den Todesmarsch berichtete. Nicht in Worten, sondern in erdrückenden Wandgemälden hat hingegen der Auschwitz-Überlebende Marian Kołodziej – er kam mit dem ersten Transport polnischer politischer Häftlinge nach Auschwitz – die schrecklichen Erlebnisse, die er in den Jahren im Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz machen musste, versucht zu verarbeiten. Ein Teil seiner verstörenden Werke ist in den Kellergewölben der Kirche in Harmęże im Rahmen einer umfangreichen Ausstellung zu sehen, die ebenfalls einen Teil des Programms bildete.

In einem dunklen Raum ohne Fenster, der nur von kleinen hellen Deckenleuchten beleuchtet wird, sind gaz viele Zeichnungen ausgestellt, die alle sehr dunkle Szenarien darstellen. Es sind vor allem sehr viele kleine und große eingefallene Gesichter mit traurigen Augen zu sehen. Die Zeichnungen sind alle mit dünnen schwarzen Linien gemalt. Die Atmosphäre ist sehr bedrückend. Weiter hinten im Raum stehen ein paar Besucher*innen.
Die ausgestellten Bilder von Marian Kołodziej in Harmęże sind unglaublich beeindruckend und bedrückend.

Um den Teilnehmer*innen der Gedenkstättenfahrt zu verdeutlichen, dass der in den Gaskammern und Krematorien von Auschwitz gipfelnde Rassen-Antisemitismus der Nationalsozialist*innen keineswegs erst seit der Machtübernahme im Jahre 1933 oder der Wannsee-Konferenz 1942 existierte, sondern dass Judenfeindschaft ein über die Frühe Neuzeit und das Mittelalter bis in die Antike zurückreichendes gesellschaftliches Phänomen ist, wurde in diesem Jahr erstmalig ein halbtägiger Workshop zum Thema Judenfeindschaft angeboten.

Nach dreieinhalb Tagen reisten die Teilnehmer*innen der Gedenkstättenfahrt weiter nach Krakau, wo sie nicht nur Gelegenheit hatten, die spätestens seit Steven Spielbergs Film „Schindlers Liste” berühmt gewordene ehemalige Emaillewarenfabrik Oskar Schindlers, sondern auch das ehemalige jüdische Ghetto, den daran angrenzenden Deportationsplatz und das ehemalige KZ Plaszów im Rahmen einer geführten Stadttour zu besichtigen. Ein abschließender, sehr wichtiger Teil des Programms sind die allabendlichen Auswertungsrunden in denen sich die Teilnehmenden in Kleingruppen über die oftmals sehr emotional und bewegenden Eindrücke und Erfahrungen austauschen können.

Gerade jene persönlichen, oftmals sehr tiefgründigen Gespräche waren es, die dem Bon Courage-Team erneut gezeigt haben, wie wichtig es ist, sich der Verantwortung gegenüber den Verbrechen der nationalsozialistischen Vergangenheit bewusst zu sein und, ganz im Sinne des amerikanischen Philosophen George Santayana „Wer die Vergangenheit nicht kennt ist verdammt sie zu wiederholen.” in Form von eben solchen Gedenkstättenfahrten einen Beitrag zu leisten, die Erinnerung nicht verblassen zu lassen. In diesem Sinne waren wir uns sehr schnell einig, dass es auch nächstes Jahr eine Gedenkstättenfahrt geben muss.

Auf der Seite Überblick Gedenkstättenfahrten sind alle Bildungsreisen aufgelistet, die der Verein seit seiner Gründung durchgeführt hat.