Bildungsfahrt nach Warschau und Treblinka
Nachdem die Gedenkstättenfahrt in den vergangenen drei Jahren coronabedingt leider nicht stattfinden konnte, hat Bon Courage e.V. dieses Jahr seine nunmehr dreizehnte Bildungsreise nach Osteuropa organisiert, um sich mit den dort stattgefundenen nationalsozialistischen Verbrechen auseinanderzusetzen. Im Zeitraum vom 10. bis 15. April führte die diesjährige Gedenkstättenfahrt insgesamt 22 Teilnehmer*innen und vier Organisator*innen der Fahrt nach Warschau und Treblinka. An diesen beiden Orten beschäftigte sich die Gruppe inhaltlich mit der deutschen Besetzung Polens während des Zweiten Weltkriegs, der Geschichte des 1940 errichteten Warschauer Ghettos sowie der sogenannten „Aktion Reinhard“, in deren Rahmen von Juli 1942 bis Oktober 1943 rund 1,8 Millionen Jüdinnen und Juden in den Vernichtungslagern Bełżec, Sobibór und Treblinka ermordet worden sind. Allein im Vernichtungslager Treblinka wurden während der Monate von Juli 1942 bis August 1943 rund 800.000 bis 900.000 Jüdinnen und Juden systematisch ermordet.
In diesem Zusammenhang beinhaltete das Programm u.a. einen Rundgang über das ehemalige Gelände des Warschauer Ghettos, den Besuch des Jüdischen Historischen Instituts und des Museums der Geschichte der polnischen Juden POLIN in Warschau sowie die sowohl geführte als anschließend auch individuell durchgeführte Besichtigung der Gedenkstätte Treblinka. Hier gab es auch die Möglichkeit, ein gemeinsames Gedenkens in Erinnerung an die hier Ermordeten durchzuführen.
Zur inhaltlichen Vertiefung dienten ein Vortrag über die Judenfeindschaft im Verlauf der Menschheitsgeschichte sowie zwei Workshops, die sich einerseits mit dem Komplex aus Täter*innen, Bystandern und Opfern während des Nationalsozialismus sowie andererseits mit dem Vergleich der Erinnerungs- und Gedenkkultur in Polen und Deutschland auseinandergesetzt haben. Um nicht nur die Gelegenheit zu bieten, noch einmal inhaltliche Nachfragen zu stellen, sondern auch eine erste Möglichkeit zu schaffen, die vermittelten Informationen, die gewonnenen Eindrücke sowie die damit verbundenen Gedanken und Gefühle zu verarbeiten, fanden allabendlich Reflexionsrunden in Kleingruppen statt, in denen sich die Teilnehmer*innen über die während des Tages gesammelten Eindrücke austauschen konnten.
Finanziell gefördert wurde die diesjährige Gedenkstättenfahrt durch das Internationale Bildungs- und Begegnungsnetzwerk IBB sowie den Verein der Bundestagsfraktion DIE LINKE. Mit Hilfe dieser Förderung war es möglich, dass auch Personen, die nur über geringe finanzielle Mittel verfügen, an der Gedenkstättenfahrt teilnehmen konnten, da Bon Courage e.V. die Haltung vertritt, dass allen Menschen eine Teilhabe an Bildung – unabhängig ihrer finanziellen Möglichkeiten – gewährleistet werden sollte.
Darüber hinaus sieht es Bon Courage e.V. als essentiell an, in Zeiten zunehmender Geschichtsrelativierung, -verharmlosung und -verfälschung die Aufarbeitung nationalsozialistischer Verbrechen sowie das Gedenken an die Opfer dieser Verbrechen und die Verbindung zur Gegenwart wachzuhalten. Demzufolge plant der Verein in diesem Zusammenhang auch in den kommenden Jahren eine Gedenkstättenfahrt zu organisieren.
Auf der Seite Überblick Gedenkstättenfahrten sind alle Bildungsreisen aufgelistet, die der Verein seit seiner Gründung durchgeführt hat.