Bildungsfahrt nach Łódź und Chełmno
Im Jahr 2024 hat Bon Courage e.V. seine mittlerweile vierzehnte Bildungsreise nach Osteuropa organisiert, um sich mit den dort stattgefundenen nationalsozialistischen Verbrechen auseinanderzusetzen. Im Zeitraum vom 1. bis 6. April führte die Bildungsreise insgesamt 22 Teilnehmer*innen nach Łódź und Chełmno. An diesen beiden Orten beschäftigten sich die Teilnehmenden inhaltlich mit der deutschen Besetzung Polens während des Zweiten Weltkriegs und der Geschichte des 1940 in Łódź errichteten Ghettos Litzmannstadt. Um mehr über die Geschichte der Stadt wie auch des Ghettos zu erfahren, nahm die Gruppe an einer vierstündigen Stadtführung teil, die auch einen Besuch des dortigen jüdischen Friedhofs beinhaltet hat.
Daran anknüpfend bildeten die Besuche der Gedenkstätte des ehemaligen Bahnhofs Radegast sowie der Gedenkstätte des einstigen Vernichtungslagers Kulmhof im heutigen Chełmno weitere zentrale Programmpunkte. Von besagtem Bahnhof aus wurden tausende Bewohner*innen des Ghettos Litzmannstadt nach Kulmhof deportiert, wo die Nationalsozialist*innen das erste Vernichtungslager errichtet hatten, in dem sie in zwei Mordphasen insgesamt 152.000 Menschen mit so genannten Gaswagen ermordet haben.
Zur inhaltlichen Vertiefung dienten zwei Workshops, die einerseits die Phasen der Ausgrenzung, Entrechtung, Verfolgung und Vernichtung der europäischen Jüdinnen und Juden und andererseits Formen der Erinnerungs- und Gedenkkultur in Polen thematisiert haben. Um nicht nur die Gelegenheit zu bieten, noch einmal inhaltliche Nachfragen zu stellen, sondern auch eine erste Möglichkeit zu schaffen, die vermittelten Informationen, die gewonnenen Eindrücke sowie die damit verbundenen Gedanken und Gefühle zu verarbeiten, fanden allabendlich Reflexionsrunden in Kleingruppen statt, in denen sich die Teilnehmer*innen über die während des Tages gesammelten Eindrücke austauschen konnten.
Finanziell gefördert wurde die diesjährige Gedenkstättenfahrt durch das Internationale Bildungs- und Begegnungsnetzwerk IBB sowie den Verein der Bundestagsfraktion DIE LINKE. Mit Hilfe dieser Förderung war es möglich, dass auch Personen, die nur über geringe finanzielle Mittel verfügen, an der Gedenkstättenfahrt teilnehmen konnten, da Bon Courage e.V. die Haltung vertritt, dass allen Menschen eine Teilhabe an Bildung – unabhängig ihrer finanziellen Möglichkeiten – gewährleistet werden sollte.
Darüber hinaus sieht es Bon Courage e.V. als essentiell an, in Zeiten zunehmender Geschichtsrelativierung, -verharmlosung und -verfälschung die Aufarbeitung nationalsozialistischer Verbrechen sowie das Gedenken an die Opfer dieser Verbrechen und die Verbindung zur Gegenwart wachzuhalten. Demzufolge wird der Verein in diesem Zusammenhang auch im kommenden Jahr eine Gedenkstättenfahrt organisieren.
Auf der Seite Überblick Gedenkstättenfahrten sind alle Bildungsreisen aufgelistet, die der Verein seit seiner Gründung durchgeführt hat.