Ein interkultureller Kunst-Sommer in Dreiskau-Muckern
Starten wir mit einem Experiment: Vor den 16 Kinder aus Syrien, Deutschland, Pakistan, Marokko, Tunesien, dem Irak und Libanon sowie einem interkulturellen Betreuer*innen-Team liegen zwei scheinbar fast identische Äpfel. Einer der beiden wird von uns mit lieben Worten umgarnt und in den Himmel gehoben, während dem anderen nur abwertende Beleidigungen entgegenfliegen. Im ersten Moment scheint es, als ob die knackigen Schalen beider Äpfel wie ein Schutzschild wirken und unsere Worte keinerlei Schäden hinterlassen. Doch ist das wirklich so? Wir wagen den Blick in das Innenleben der Äpfel, indem wir beide in zwei Hälfte teilen. Und so können wir plötzlich erkennen, was unsere Worte wirklich angerichtet haben: während der mit den schönen Worten überhäufte Apfel im Inneren weiterhin saftig und gesund aussieht, hat der beleidigte Apfel dort so viele braune Verfärbungen, dass er ganz ungesund und verletzt wirkt.
Mit diesem kleinen Experiment starteten wir erneut in das Projekt “Sommer hinterm Horizont”, dessen Höhepunkt neben den zwei Vor- sowie Nachbereitungstreffen die dreitägige Reise in das Ökologische Landschulheim nach Dreiskau-Muckern darstellte. Als thematischen Schwerpunkt wählten wir das allseits bekannte Alltagsphänomen Streit. Im Rahmen des Projektes wollten wir uns also nicht nur die Folgen von Streit durch Experimente mit Äpfeln näher vor Augen führen, sondern gemeinsam Umgangsformen und Lösungsstrategien erarbeiten. Bei einem Vorbereitungstreffen sammelten wir bereits zusammen, wann wir uns wo und mit wem wie oft streiten. Auf Grundlage dessen übten die teilnehmenden Kinder zwischen 7 und 14 Jahren während des Aufenthalts im Landschulheim in Kleingruppen unter zwei Vorgaben kleine Rollenspiele ein: Zum einen sollte ihre Vorführung glücklich enden und zum anderen durften die Gruppen jeweils nur ein Wort in das Stück einbauen und ansonsten nur ihren Körper sprechen lassen. Aus den aufgezeichneten Vorführungen entstand im Nachhinein zur Erinnerung ein kurzer Film, für den es später natürlich eine angemessene Premiere gab. Später malten die Kinder ihre Geschichten in Form von Comics auf, die nun alle in einem kleinen Büchlein abgebildet werden können.
Sommer hinterm Horizont meint nicht allein die Reise in eine ganz neue Umgebung. Es meint auch die neuen Horizonte und Perspektiven, die wir durch das Zusammensein in einem interkulturellen Kontext und die Auseinandersetzung mit einem gemeinsamen Thema als pure Bereicherung erfahren haben. Was es zum Thema Streit aus unserer Sicht abschließend zu sagen gibt, ist das Folgende: Wenn wir streiten, dann sollten wir uns den Folgen unseres Verhaltens bewusst sein und noch viel wichtiger ist, wir sollten verzeihen und uns versöhnen können. In diesem Sinne verbleiben wir mit unserem Gruppenmotto: Fröhlich hin und fröhlich zurück!