Ein Aktionstag mit Unterschriftensammlung
Der Tag des Flüchtlings 2010 fand im Rahmen der Interkulturellen Wochen statt und wurde von Bon Courage e.V. zum Anlass eines landkreisweiten Aktionstages gegen das bestehende Sachleistungsprinzip genommen. Während im ehemaligen Muldentalkreis die Leistungen für Asylsuchende in Form von Gutscheinen ausgezahlt wurden, mussten die im ehemaligen Leipziger Land Lebenden damals noch ihre Einkäufe zu überteuerten Preisen der in den Heimen befindlichen Magazin-Läden tätigen. Da diese Umsetzung des Sachleistungsprinzips nicht nur zahlreiche Nachteile für die Betroffenen (und Verwaltung) mit sich brachte und Geflüchtete in jeglicher Form diskriminierte, benachteiligte und sie an einer gesellschaftlichen Teilhabe hinderte, forderte Bon Courage e.V. den Landkreis zur sofortigen Abschaffung dieser gesetzlichen „Kann“-Bestimmung und zur Auszahlung von Bargeld auf, wie es zum damaligen Zeitpunkt bereits fast alle sächsischen Landkreise taten. Schon im Vorhinein wurden zum Verstärken dieser Forderung (über-)regional Unterschriften gesammelt, die im Anschluss an den Aktionstag auf dem Grimmaer Marktplatz dem Kreistag überreicht werden konnten, der aber dennoch und trotz zahlreicher rationaler Gegenargumente mehrheitlich für die Beibehaltung der beiden Systeme stimmte.
Nichtsdestotrotz konnte der Verein im Rahmen des Aktionstags viele Bürger*innen über das diskriminierende Sachleistungsprinzip aufklären und mit den hunderten gesammelten Unterschriften ein klares Zeichen setzen. Mithilfe eines Informationsflyers konnten am Aktionstag selbst gezielt Passant*innen angesprochen werden, was nicht selten zum Ausgangspunkt intensiver Diskussionen über das deutsche Asylsystem wurde. Die Kundgebung auf dem Marktplatz wurde umrahmt von zahlreichen Redebeiträgen, musikalischen Acts und verschiedenen kulturellen Angeboten. Neben einer Bastelstraße und einem Flohmarkt gab es einen internationalen Essensstand, welche dank der Unterstützung vieler Aktivist*innen und Kooperationspartner*innen allesamt gut betreut werden konnten. Durch einen Shuttle-Service wurde den Bewohner*innen aus umliegenden Sammelunterkünften eine kostenlose Teilnahme ermöglicht, was nicht zuletzt einen gefüllten und somit Aufmerksamkeit erregenden Marktplatz als positiven Nebeneffekt hatte.