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Widerstand und Nationalsozialismus

Ein Weiterbildungsangebot für Akteur*innen der Gedenkstättenpädagogik

Bereits zum dritten Mal in Folge hat der Verein Bon Courage e.V. im Rahmen der Aufarbeitung der während des Nationalsozialismus begangenen Verbrechen vom 11. bis 13. März 2016 ein Seminarwochenende organisiert, um die vereinseigene Erinnerungsarbeit weiter zu professionalisieren. Nachdem in den vergangenen beiden Jahren das Konzentrationslager Buchenwald sowie die Euthanasie-Gedenkstätte Bernburg von Vereinsmitgliedern und am Thema Interessierten besucht worden sind, führte der Weg die Gruppe diesmal nach Erfurt, wo sich der Erinnerungsort Topf und Söhne befindet. Die Firma Topf und Söhne war unter anderem für die Entwicklung, den Bau sowie die Wartung der Verbrennungsöfen der Krematorien in Konzentrations- und Vernichtungslagern wie Dachau, Buchenwald, Mogilev oder Auschwitz zuständig. Im Anschluss an eine Führung durch die informative Dauerausstellung des Erinnerungsortes setzten sich die Teilnehmer*innen des Seminars mit den Biografien der Firmeninhaber – die Gebrüder Topf – sowie einzelner Angestellter auseinander. Erschreckend war hierbei, dass firmeneigene Ingenieure wie Fritz Sander oder Kurt Prüfer in ihrer Freizeit (!) verschiedene technische Neuerungen entwickelten, um den Vergasungs- wie auch Verbrennungsvorgang von KZ-Häftlingen zu beschleunigen. Die große Anzahl der in der Firma Angestellten, die wussten, wofür die von ihnen entwickelten und gebauten Verbrennungsöfen genutzt wurden, führte den Teilnehmer*innen des Seminars zudem noch einmal vor Augen, dass die von vielen Deutschen nach 1945 getroffene Aussage, man habe vom Holocaust nichts gewusst, einer kritischen Prüfung keineswegs standhält.

Am nächsten Tag hat sich die Gruppe im Vereinsbüro getroffen, um auf der Grundlage zahlreicher verschiedener Sachtexte darüber ins Gespräch zu kommen, was als Widerstand gegen den Nationalsozialismus definiert werden kann, welche verschiedenen Formen widerständischen Verhaltens es gab und was für eine ambivalente Rolle das am 20. Juli 1944 durchgeführte Attentat Claus Graf Schenk von Stauffenbergs auf Adolf Hitler in dieser Hinsicht – und auch mit Blick auf das Selbstverständnis Deutschlands nach Ende des Zweiten Weltkriegs – spielt. Die Vermittlung umfangreichen Fachwissens sowie die sich auf dieser Grundlage entfaltenden Diskussionen bewiesen erneut, wie ertragreich derartige Weiterbildungen im Rahmen der vereinseigenen Erinnerungsarbeit sind.