Das Community Lotsinnenprogramm ist ein zentrales Element des Projekts Together in Action, welches durch eine Förderung im Rahmen der Richtlinie für Integrative Maßnahmen finanziert wird.
Ziel des Programmes ist es, Migrantinnen, die bereits in selbstorganisierten Gruppenstrukturen eingebunden sind, zu stärken und zu befähigen. Sie sollen sich fundiertes Expertinnenwissen in verschiedenen Themenfeldern aneignen und dieses Wissen mithilfe erlernter Methoden und Fertigkeiten in Workshops an ihre Communities weitergeben.
Ablauf und Inhalt
Es werden gemeinsam mit den Teilnehmerinnen des Programms Bedarfe bzw. Themen herausgearbeitet, zu denen sie sich mithilfe von Workshops Wissen aneignen und weiterbilden. Hierfür werden zu den ermittelten Bedarfen unterschiedliche Referent*innen eingeladen, die als Expert*innen dabei unterstützen. Gemeinsam wollen wir erarbeiten, wie man Workshops vorbereiten und halten kann. Dieses Wissen soll dann am Ende der Erarbeitungsphase durch eigene (begleitete) Workshops an Communities weitergetragen werden.
Ziele
Ziel ist es, dass Migrantinnen besser informiert sind und sich leichter in Deutschland zurechtfinden können. Die Teilnehmerinnen sollen gestärkt werden, indem sie Wissen erlernen und dieses weitergeben können. Dabei soll auch ein Fokus auf der Stärkung des ehrenamtlichen Engagements liegen. Die unterschiedlichen (Sprach-) Communities sollen sich untereinander kennenlernen, von- und miteinander lernen und gemeinsam gestärkt werden.
Rahmenbedingungen
Das Programm findet insbesondere in den Monaten März bis Oktober statt. Die Gruppentreffen und Workshops werden in dieser Zeit immer Mittwochs in den Sprachen Deutsch, Spanisch und Arabisch angeboten. Bei Bedarf wird es eine Kinderbetreuung geben. Dabei ist eine regelmäßige Teilnahme erwünscht, sodass eine feste Gruppe entsteht. Am Ende des Programms erhalten die Teilnehmerinnen ein Zertifikat für die Teilnahme am Community-Lotsinnenprogramms.
Zwischenbericht
Das Community-Lotsinnenprogramm ist ein zentrales Element unseres Projekts Together in Action, das im Rahmen der Richtlinie für Integrative Maßnahmen gefördert wird. Es verfolgt das Ziel, migrantische Frauen zu stärken, zu vernetzen und als Multiplikatorinnen in ihren Communities zu befähigen.
Ein gelungener Projektstart
Zu Beginn des Jahres wurde das Programm im Rahmen einer Auftaktveranstaltung vorgestellt. Das Interesse war groß, und nach dem Auftakt starteten 14 engagierte Teilnehmerinnen in die erste Projektphase. Im Verlauf des Jahres sollen mindestens zehn Frauen zu Community-Lotsinnen ausgebildet werden. Im Mittelpunkt steht der Erwerb von Wissen, das die Teilnehmerinnen anschließend in ihren eigenen Communities weitergeben – etwa durch Workshops, Informationsveranstaltungen oder persönliche Beratung.

Bedarfsorientierte Themenwahl
Der inhaltliche Fokus des Programms wurde gemeinsam mit den Teilnehmerinnen entwickelt. In einer Bedarfsabfrage wurde ermittelt, welche Themen aktuell besonders relevant sind. Dabei zeigte sich ein klarer Bedarf an Informationen zu den Bereichen Arbeit und Wohnen.
Der erste thematische Block widmete sich dem Thema Arbeit. In wöchentlichen Treffen erhielten die Teilnehmerinnen fundiertes Wissen zu Themen wie Arbeitsrecht, Anerkennung von Qualifikationen, Ausbildungsmöglichkeiten in Deutschland und Arbeitssuche. Fachreferent*innen begleiteten die Veranstaltungen und beantworteten individuelle Fragen. Die Treffen boten Raum für Wissensvermittlung, Austausch und Reflexion.
Ab Mitte August beginnt der zweite Block zum Thema Wohnen.
Zugänglichkeit und Unterstützung
Um die Teilnahme möglichst barrierearm zu gestalten, bieten wir bei allen Veranstaltungen Sprachmittlung in Arabisch und Spanisch sowie eine kostenfreie Kinderbetreuung an. So wird sichergestellt, dass möglichst viele Frauen vom Angebot profitieren können. Das Community-Lotsinnenprogramm schafft eine wichtige Grundlage für gesellschaftliche Teilhabe. Es stärkt Frauen darin, ihr Wissen weiterzugeben, andere zu unterstützen und sich aktiv in ihre Lebensumfelder einzubringen.
Stimmen von Teilnehmerinnen
Ich finde das Projekt sehr interessant, da es wichtige Themen für Integration und Ausbildung in Deutschland behandelt. Die Referentinnen haben die behandelten Themen klar und deutlich erklärt. Ich habe gelernt, wie und wo ich meinen Abschluss anerkennen lassen kann, wie ich ins Berufsleben einsteige und wie wichtig die Sprache ist. Am liebsten teile ich mein Wissen mit anderen Frauen. Ziel des Projekts ist es, Wissen zu erlangen und es an andere weiterzugeben. Mein Ziel ist es, mich zu verbessern.
Norilys (Teilnehmerin des Lotsinnen-Programmes)
Gracias de corazón a Bon Courage e.V., y en especial a Anna y María, por brindarnos esta valiosa oportunidad de formación a través del workshop.
Participar ha sido una experiencia profundamente enriquecedora. Lo que más me ha gustado hasta ahora ha sido conocer más sobre la vida laboral en Alemania, los derechos laborales y el sistema de formación profesional. También me ha entusiasmado aprender a formular y estructurar un taller de manera clara y organizada.
Deseo poder seguir aprendiendo cada tema y, al finalizar, tener las herramientas necesarias para compartir estos conocimientos con otras personas migrantes. Este tipo de espacios no solo informan, también fortalecen y nos hacen sentir acompañadas en este camino de adaptación.
Ericka (Teilnehmerin des Lotsinnen-Programmes)
Übersetzung: Von Herzen danke ich Bon Courage e.V. – besonders Anna und Maria – für diese wertvolle Weiterbildungsmöglichkeit durch den Workshop.
Die Teilnahme war für mich eine sehr bereichernde Erfahrung. Am meisten hat mir gefallen, mehr über das Arbeitsleben in Deutschland, Arbeitsrechte und das Ausbildungssystem zu lernen. Besonders spannend fand ich auch, wie man einen Workshop klar und strukturiert planen und durchführen kann.
Ich wünsche mir, weiterhin so viel dazuzulernen und am Ende das Wissen mit anderen Migrant*innen teilen zu können. Solche Räume geben nicht nur Informationen, sie stärken uns und lassen uns fühlen, dass wir auf diesem Weg der Integration nicht allein sind.
Ericka (Teilnehmerin des Lotsinnen-Programmes)
Abschlussbericht
Im November 2025 fand in Borna der feierliche Abschluss des Community-Lotsinnenprogramms statt. Zehn Teilnehmerinnen erhielten ihr Zertifikat persönlich vom Bornaer Oberbürgermeister Oliver Urban – ein bedeutender Moment, der den erfolgreichen Abschluss eines sechsmonatigen Projektes markierte. Das Programm umfasste wöchentliche Treffen, vielfältige Lerninhalte und einen intensiven Austausch zwischen den Teilnehmerinnen, Referent*innen und Projektbegleitenden.
Zu Beginn standen (wie bereits im Zwischenbericht dargestellt) verschiedene Themen rund um Arbeit und berufliche Orientierung im Mittelpunkt. Bis Mitte August wurden hierzu mehrere Referent*innen eingeladen, die den Teilnehmerinnen Grundlagen und praktische Zugänge zu Arbeitsmarkt, Bewerbungsprozessen und Qualifizierungsmöglichkeiten vermittelten. Anschließend rückte das Thema Wohnen in den Fokus. Die Migrationsberatung und die Kontaktstelle Wohnen begleiteten mehrere Termine zu Fragen der Wohnungssuche, Mietverträgen, Wohnberechtigungen und möglichen Unterstützungsleistungen wie Wohngeld. Die Teilnehmerinnen konnten so praxisnahes Wissen für ihren Alltag erwerben, das sie auch informell in ihren Communities weitergeben.
Im Anschluss begann der zweite große Projektblock, in dem die Teilnehmerinnen – begleitet durch das Kulturbüro Sachsen e.V. – eigene Workshops konzipierten. Ursprünglich war vorgesehen, dass sich diese Workshops weiterhin auf die Themen Arbeit und Wohnen beziehen sollten. Im Verlauf zeigte sich jedoch, dass diese Inhalte für viele zu abstrakt waren, um sie direkt in Workshop-Form umzusetzen. Daraus entwickelte sich eine konstruktive und sehr positive Neuausrichtung: Der Schwerpunkt verlagerte sich darauf, grundlegende Workshop-Kompetenzen zu erlernen und zugleich alltagsnahe sowie identitätsstiftende Themen zu bearbeiten.
Die Teilnehmerinnen erhielten bewusst Raum, Themen auszuwählen, mit denen sie sich sicher fühlten und die gleichzeitig einen Mehrwert für ihre Communities bieten. Aus diesem selbstbestimmten Prozess entstand ein vielfältiges Spektrum an Workshop-Ideen – darunter Workshops zu kurdischer Kultur, Frühförderung, arabischer Sprache oder Nagelkunst. Diese Vielfalt zeigt, dass es nicht nur um Wissensvermittlung ging, sondern ebenso um Empowerment, kulturelle Selbstverortung, Kreativität und das Stärken persönlicher und gemeinschaftlicher Ressourcen. Gleichzeitig entschieden sich einige Teilnehmerinnen bewusst dafür, die ursprünglichen Themen weiterzuführen und bereiteten Workshops zu Ankommen in Deutschland oder zum Thema Arbeitsvertrag vor, wodurch auch die Inhalte des ersten Projektteils präsent blieben.
Auch wenn sich die inhaltliche Ausrichtung insgesamt verbreitert und teilweise verändert hat, bleibt der Begriff Community-Lotsin zentral und treffend. Die Teilnehmerinnen haben gelernt, Wissen strukturiert und verständlich aufzubereiten, Inhalte sicher zu präsentieren, Gruppen anzuleiten und gleichzeitig empowernde, zugängliche Räume für ihre Communities zu gestalten. Sie sind damit Brückenbauerinnen und Multiplikatorinnen, die Wissen und Erfahrungen in Sprachen und mit Inhalten weitergeben, die für ihre Zielgruppen unmittelbar verständlich und relevant sind.
Die Inhalte der ersten Projektphase wirken dennoch weiter: Auch wenn sie nicht direkt in eigenen Workshops umgesetzt wurden, fließen sie in Gesprächen, im Alltag und in informellen Austauschprozessen in die Communities der Teilnehmerinnen ein. Sichtbar wird die Nachhaltigkeit des Projekts auch darin, dass bereits mehrere Frauen konkrete Termine haben, an denen sie ihre entwickelten Workshops durchführen werden. Zudem besteht der Wunsch, im kommenden Jahr erneut Referent*innen zu den Themen Arbeit und Wohnen einzuladen, um – nun mit den erworbenen Kompetenzen der Workshop-Konzeption – auch zu diesen komplexeren Themen eigene Angebote entwickeln zu können.
Hier (vielleicht hier Verlinkung) sind einige Stimmen aus dem Projekt festgehalten, die die persönlichen Erfahrungen und die Bedeutung des Programms eindrucksvoll widerspiegeln.
Zum Abschluss möchten wir unseren herzlichen Dank aussprechen: an die Sprachmittlung, die den Austausch über Sprachgrenzen hinweg möglich gemacht hat, an alle Referentinnen und Referenten, die ihr Fachwissen eingebracht haben, sowie an das Staatsministerium für Soziales und Gesellschaftlichen Zusammenhalt , die dieses wichtige Projekt durch ihre finanzielle Unterstützung erst ermöglicht hat.
Stimmen von Teilnehmerinnen

Hallo, meine lieben Freunde. Ich möchte über das Projekt im Allgemeinen sprechen. Im Laufe von sechs Monaten hat es mir so viel Spaß gemacht, dass ich gar nicht gemerkt habe, wie schnell die Zeit vergangen ist. Es war sehr unterhaltsam und nützlich. Wir hatten Vorlesungen in vielen praktischen Bereichen, Diskussionen, Übungen und haben durch professionelle Fachvorträge viel Erfahrung gesammelt. Das Projekt war sehr erfolgreich, professionell und von allen Beteiligten ausgewogen gestaltet. Ich möchte mich bei allen bedanken, die daran teilgenommen haben und an diesem besonderen Projekt mitgewirkt haben. Ich wünsche weiterhin viel Erfolg, Fortschritt, Weiterentwicklung, Exzellenz und Kreativität. Meine Dankbarkeit und Liebe an euch alle – vielen Dank.
Es war eine schöne, spannende und lehrreiche Erfahrung. Wir haben wichtige Informationen gewonnen und gelernt, wie man eine einfache Präsentation plant, um Wissen zu vermitteln und Wege zu finden, Informationen weiterzugeben, die wir von den Dozent*innen erhalten haben. Am wichtigsten war für mich jedoch, dass wir als ein Team zusammengearbeitet haben – mit Menschen aus verschiedenen Kulturen – und gelernt haben, die Meinungen anderer, ob positiv oder negativ, zu verstehen und zu respektieren. Ich danke Bon Courage e.V. herzlich für dieses nützliche Projekt.


Obwohl ich durch meine Ausbildung bereits Erfahrung in der Sozialen Arbeit hatte, ermöglichte mir dieses Projekt, diese Berufung aus einer neuen Perspektive wiederzuentdecken – indem ich Integration von innen heraus erlebte, gemeinsam mit anderen Frauen, die ähnliche Prozesse durchlaufen. Jeder Workshop war eine Gelegenheit, meine sozialen und kommunikativen Fähigkeiten zu stärken und gleichzeitig über wichtige Themen für Migrantinnen zu lernen, etwa das Gesundheitssystem, Arbeit, Ausbildung und Unterstützungsangebote in Deutschland.
Ich habe viel durch den Austausch mit den anderen Teilnehmerinnen gelernt – durch ihre Geschichten und durch den Wert, den respektvolles und empathisches Zuhören hat. Dieser Prozess hat mir geholfen, Vertrauen zurückzugewinnen, meine Fähigkeiten zu bestätigen und besser zu verstehen, wie man Brücken zwischen Kulturen baut.
