Eine Spurensuche zur Familie Rose aus Borna
Zum Gedenken an die Opfer des deutschen NS-Regimes rollte zwischen 2007 und 2008 der Zug der Erinnerung einmal quer durch die Bundesrepublik Deutschland und steuerte dabei die Bahnhöfe verschiedener Städte an, die zwischen 1938 und 1945 zum traurigen Schauplatz wurden, als Nationalsozialisten von dort vor allem jüdische Bürger*innen in Viehwaggons in Konzentrations- und Vernichtungslager deportierten. Die Herstellung eines Bezugs zwischen Vergangenheit und Gegenwart an einem zentralen Handlungsort wie dem Bahnhof stellte eine bis dahin einzigartige Darstellungs- und Aufarbeitungsform des Nationalsozialmus dar. Die Initiator*innen wollten mit diesem ungewöhnlichen Projekt insbesondere Jugendliche ansprechen und sie zur Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit ihrer Stadt anregen. Das Konzept ging auf, denn mehrere Städte und Gemeinden kamen dem Aufruf nach und gingen in ihrem Ort auf Spurensuche nach früheren jüdischen Leben.
So auch der Verein Bon Courage e.V., welcher mit Schüler*innen der Bornaer Oberschule und des Gymnasiums im Rahmen einer Spurensuche vor allem zur Familie Rose recherchierte, die nach der Pogromnacht 1938 aus Borna vertrieben und später zum Großteil von den Nationalsozialisten ermordet wurde. Als der Zug der Erinnerung im Januar 2008 am Leipziger Hauptbahnhof Halt machte, konnten die Bornaer Schüler*innen eine Informationstafel überreichen, welche die Rechercheergebnisse mehrerer Monate abbildete und ab da an mit dem Zug der Erinnerung weiter durch die Bundesrepublik fuhr. Explizit waren im Zug der Erinnerung einige der Dokumente und Fotos zu sehen, die von den Verschollenen geblieben waren: Fotos lachender Kinder in der Schule, mit ihren Eltern und Freunden – und Dokumente ihres letzten Weges. Aber nur von wenigen Kindern, nur aus wenigen Orten sind diese Lebenszeugnisse erhalten.
Die Informationstafel zur Familie Rose ist noch nicht barrierefrei.
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Im Mai 2008 erhielten einige der Schüler*innen dann die Gelegenheit, mit dem Zug der Erinnerung nach Oświęcim zu reisen, um dort gemeinsam mit anderen Recherchegruppen aus Deutschland das ehemalige Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau zu besichtigen und den Millionen Opfern des NS-Regimes zu gedenken. Eine Vertreterin von Bon Courage e.V. konnte sie begleiten. Nach dem Besuch des Vernichtungslager wuchs innerhalb der Arbeitsgruppe die Idee, für Familie Rose in Borna vor ihrem ehemaligen Wohnhaus Stolpersteine verlegen zu lassen, was letztlich zur Grundlage eines neuen Projektes wurde.